Haustorte – Gerstner K. u. K. Hofzuckerbäcker

Nachdem die Speisekarte diese Mehlspeise extra als „Gerstner Heritage“ hervorhebt und mit gehobelter Schokolade bewirbt, war die Entscheidung für diese Torte keine schwere. Obwohl ihr Hauptbestandteil eine weiche Schokoladencreme ist, ist die mechanische Integrität auch nach dem Abstechen mehrerer Stücke gewährleistet, wofür wohl die beiden Teigschichten im mittleren Drittel der Torte verantwortlich sind. Den Bäckern ist anzurechnen, hier nicht eine dicke, sondern zwei dünne Teigschichten gewählt zu haben, die auch beide zusammen einer Gabel nicht genug Widerstand leisten können um die darunterliegende Schokocreme zu erdrücken. Das Fundament dieses Meisterstücks wird von einem Esterházyboden, welcher diesem Meisterwerk nicht nur einen guten Geschmack und eine angenehme Konsistenz beim Essen verleiht, sondern der Torte eine abschließende Stichfestigkeit verleiht, gebildet.

Wenn es etwas an der Struktur der Haustorte auszusetzen gibt, dann gilt dies dem fehlenden Mut der Bäcker die beiden mittleren Teigschichten bis zum Rand der Torte durchzuziehen, weshalb hier die zuvor gelobte mechanische Integrität verloren geht, und dem Genießer für die letzten Bissen nur noch eine unförmige Masse Schokocreme verbleibt.

Die in der Speisekarte extra angeführten Schokostreusel verfeinern jeden Biss dieser ohnehin schon wohlschmeckenden und süßen Torte. Wessen Gaumen noch nicht durch das heutzutage so weit verbreitete Fertigessen großteils gegen Zucker resistent ist, möge sich den gleichen Fehler wie meine Wenigkeit ersparen und ob ihrer außerordentlichen Süße keine Heiße Schokolade zur genannten Mehlspeise konsumieren, und sich stattdessen einen ungesüßten Tee bestellen. Der größte Kritikpunkt ist jedoch an der Anrichtung der Torte festzumachen; wird diese in eine Plastikfolie an den Tisch serviert. Ein solcher Frevel, wie man ihn sonst nur von Caféhausketten und für den Heimtransport kennt, ist unter der Würde eines K. u. K. Hofzuckerbäckers und schwer zu verzeihen.