Café Savoy

Das Café Savoy beeindruckt nicht nur auf eine offensichtliche Art. Die Innenräume sind prunkvoll wie Ballsäle, der angeblich größte Spiegel eines Kaffeehauses in Europa ziert eine Wand und bietet genügend Optionen für Café-Selfies, Gemälde von wichtig aussehenden Persönlichkeiten starren einen herabwürdigend beim Essen an. Und trotzdem ist das nicht das auffälligste oder erstaunlichste an der Institution. Viel bemerkenswerter finde ich doch die Gegensätze, die Spannungen, die vermeintlich (oder auch nicht) in diesem Kaffeehaus vorherrschen.

Jetzt stelle man sich die eben beschriebene Umgebung vor und dann stelle man sich die Kellner vor. Das war eine Aufforderung, keine Einleitung in den nächsten Absatz. Also, fertig vorgestellt?

Eine Handvoll 25-35 Jährige Schwule mit weiten Hosen, weißem T-Shirt mit dem Aufdruck einer Band, welcher die Mitglieder der Reihe nach wegsterben oder Hawaii-Hemd und New Balance Laufschuhen, die für alles nur nicht zum Laufen getragen wurden, gehen von Tisch zu Tisch und hantierten mit ihren locker um die Hüften gebundenen Kellnergeldtaschen.

Auf ganz selbstverständliche Art und Weise fügt sich das Moderne in die Prachtbaut ein. Dass nicht mit Zwang probiert wird um der Touristen Willen das monarchische Wien mit befrackten Kellnern nachzuspielen, wirkt ganz erfrischend auf mich.

Wir wollen doch nur wissen, wie das Essen dort schmeckt…
Schnell wird klar, dass das Café Savoy ein Kaffeehaus und keine Café-Konditorei ist. Als solches ist die Mehlspeisenvitrine schlicht und überschaubar gehalten, es gibt keine fixe Karte, sondern wechselnde Süßspeisen. Wir entschieden uns daher ein Schnitzel und eine Eierspeise zu bestellen. Zum Zeitpunkt des Bestellens war es wenige Minuten vor 12 Uhr. Das heißt, es galt noch die Frühstückskarte. Die Eierspeise konnte bestellt werden, das Schnitzel nicht. Genauso versetzt wie wir die Speisen bestellten, so versetzt kamen sie auch an unseren Tisch. Diese Unflexibilität dämpfte unsere Euphorie etwas.

Die Eierspeise und das Schnitzel überzeugten und allerdings über alle Maße. Das Fleisch des österreichischen Nationalgerichts war zart, die Panier angenehm fettig und sie löste sich vom Fleisch. Auch die dazu servierten Bratkartoffel waren innen weich und außen hervorragend knusprig. Das Schnitzel war sogar so gut, dass wir dem Café Savoy innerhalb der nächsten Wochen nochmals einen Besuch abstatteten.

Wiederholter Besuch ist wohl das beste Qualitätsmerkmal. Und es wird sicher nicht bei zwei Mal bleiben.

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