
Die Station Vörösmarty tér ist Teil der Linie Metro 1, welche nicht nur die älteste U-Bahn Budapests, sondern ganz Kontinentaleuropas ist. Dementsprechend schauen die U-Bahn Garnituren und Haltestellen auch aus. Aber damit meine ich nicht, dass sie die Spuren des Zahnes der Zeit, der langsam an ihnen nagt zeigen. Nein, ganz im Gegenteil, der Zahn der Zeit scheint sich hier an der kaiserlichen und königlichen Geschichte dieser Stadt ausgebissen zu haben. Stattdessen erstrahlt die U-Bahn in einem historischen Glanz, wie man es als Österreicher sonst etwa vom 1. Wiener Gemeindebezirk kennt.
Wer die U-Bahn Station mit dem unaussprechlichen Namen verlässt, steht direkt vor dem Gerbeaud Kávéház, auf das wohl ähnliche Prädikate anwendbar wären. Jedoch mit einer Ausnahme. Das Café, dessen Geschichte bis in das Jahr 1858 A.D. zurückreicht und einst den Titel des k.u.k. Hoflieferanten führte, ist noch um 38 Jahre älter als die eben beschriebene U-Bahn.

Hinter zwei beeindruckenden Bäumen verborgen, befindet sich der Schanigarten und der Eingang des Cafés. Anders als in anderen bekannten Cafés über die es Einträge auf diesem Blog gibt, muss hier überraschenderweise nicht angestanden werden; die Oberkellnerin bringt einen direkt an einen Tisch. Die Tische passen mit der Marmortischplatte gut in das edle Café. Selbiges kann über jeden anderen Gegenstand in diesen vornehmlichen Räumlichkeiten gesagt werden. Insgesamt ergibt sich damit ein Bild, wie es sich eines Café Centrals in Wien würdig erweisen würde. Wieder anders als in anderen Cafés in Budapest, die hier schon beschrieben wurden, sind die angebotenen Speisen und Getränke auch nicht hoffnungslos überteuert. Torten gibt es hier schon um ca. 3500 Forint (9,10€), was immer noch recht teuer ist, dafür kann sich die Qualität und das optische Erscheinungsbild aber sehen lassen.


Während unseres Besuchs in diese ehrwürdigen Hallen haben wir uns für eine Dobostorte und eine Esterházyschnitte entschieden. Diese beiden traditionell ungarischen Mehlspeisen wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Ungarn erfunden und konnten sich sogar gegen die österreichische Konkurrenz durchsetzen. Wie man es sich erwarten würde, überraschen die beiden Süßspeisen durch ihren guten Geschmack und werden sogar ohne Plastikfolie serviert. Als einziges Manko kann bei der Dobostorte angeführt werden, dass die oberste orangene Schicht nur schwer von eine Gabel durchtrennt werden mag, und das auch nur nachdem man sie von der restlichen Torte entfernt hat.
Wer einen Ausflug nach Budapest anstrebt und in eines der berühmten Cafés dieser wunderschönen Stadt gehen will, dem kann nur ein Besuch in diesem Café nahegelegt werden. Selbst wenn es vielleicht nicht gegen die monumentale Bauweise des Café New York ankommt, so erwartet einen doch ein besseres Gesamterlebnis, nachdem man sich nicht wie ein Tourist mit Socken und Sandalen vorkommt, der gerade ohne entsprechende Gegenleistung dem Wirtschaftsstandort Ungarn ausgeholfen hat. Stattdessen erwartet einen eine Atmosphäre und ein Angebot, wie man es auch von den schon bekannten Wiener Cafés gewohnt ist.
Sehr geehrtes Grafen 👫
Ein Café mit alten Stil und guten Mehlspeisen.
Danke für Euren Beitrag
Glg Graf von cegg
Sehr geehrter Graf von cegg!
Sie haben Recht; das Café und die angebotenen Produkte sind so, wie man es sich von einem solch namhaften und historischem Café erhofft.
Beste Grüße,
Graf von und zu Daun